Die Grab­rede

Was ist eine Grab­rede?

Die Trauer- oder Grabrede ist ein wichtiger Bestandteil einer Trauerzeremonie. Sie drückt die Trauer über den Verlust des Verstorbenen aus, lässt die wichtigsten Stationen seines Lebens Revue passieren und zeichnet ein liebevolles Bild seiner Persönlichkeit. Darüber hinaus dient eine Grabrede nicht nur zur Würdigung des Verstorbenen, sondern auch dazu, den Hinterbliebenen Trost sowie ein Gefühl der Hoffnung zu spenden. Um all diese Punkte zu erfüllen, muss eine Grabrede mit entsprechendem Können und Feingefühl geschrieben werden. Sowohl bei religiösen als auch bei weltlichen Trauerfeiern haben Hinterbliebene die Möglichkeit, vor der versammelten Trauergemeinde die Grabrede zu halten. Bei religiösen Trauerfeiern ist es zudem üblich, dass der Geistliche diese vorträgt. So wird das Leben und Wirken des Verstorbenen vor einem religiösen Hintergrund gedeutet und wichtige Stationen seines Lebens in einen religiösen Zusammenhang gesetzt. Auch die Vermittlung von Hoffnung erfolgt selbstverständlich im Sinne der jeweiligen Religion.

Wer hält die Grab­rede?

Oft verfassen Angehörige oder enge Freunde des Verstorbenen die Grabrede, insofern sie sich angesichts der Situation emotional dazu imstande fühlen. Gerade unmittelbar nach dem Verlust eines geliebten Menschen kann das Zurückblicken auf sein Leben sowie seine Persönlichkeit als zu schmerzhaft empfunden werden. Es kann daher hilfreich sein, sich diese Aufgabe mit anderen, dem Verstorbenen Nahestehenden zu teilen und sich gegenseitig zu stützen. Sollte auch das noch als zu belastend empfunden werden, bietet sich der Gang zu einem professionellen Redenschreiber an. Dieser verfasst die Grabrede anhand der ihm zur Verfügung gestellten Informationen ganz nach den Wünschen der Hinterbliebenen. Ähnlich verhält es sich auch, wenn ein Geistlicher die Grabrede halten soll. Auch er erhält im Vorfeld alle Informationen von den Hinterbliebenen und verfasst zusammen oder in enger Absprache mit diesen die gewünschte Rede. Zudem ist es auch möglich, dem Geistlichen eine vorverfasste Grabrede zukommen zu lassen. Egal, ob die Grabrede von einem Geistlichen oder einem Redenschreiber verfasst wird, in allen Fällen, in denen die Rede nicht von den Hinterbliebenen selbst geschrieben wird, ist es von essenzieller Wichtigkeit, dass diese dem Verfasser ein authentisches Bild des Verstorbenen vermitteln. Dabei geht es nicht nur um trockene Fakten wie Geburtsort, Ausbildung, Beruf und Familienstand, sondern vor allem auch um Eigenschaften, Vorlieben und durchaus auch Eigenheiten, die die Persönlichkeit des Verstorbenen ausgemacht haben. So kann sich die Trauergemeinde bei der Beerdigung noch einmal gemeinsam in liebevollem Gedenken an den Verstorbenen erinnern.

Aufbau, In­halt und Stil einer Grab­rede

Eine gute Grabrede besteht im Wesentlichen aus drei Punkten:

1. dem Abschied vom Verstorbenen
2. der liebevollen Erinnerung an ihn
3. dem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft


Sprechen Sie über die Vorlieben des Verstorbenen, dessen gezeigtes und gelebtes Engagement für sich selbst sowie für Dritte oder Vereine, dessen typischen Aussprüche und Zitate sowie liebenswerte Eigenschaften. Vermeiden Sie dabei jedoch Kritik, Beleidigungen, zu starke Lobhudelei sowie Übertreibungen jeglicher Art. Wenn Sie dies dann noch authentisch, positiv aber auch realitätsnah verpacken, haben Sie eine gelungene Grabrede.

Was muss ich bei der Grab­rede beachten?

Eine Grabrede zu verfassen, ist eine heikle Aufgabe, die mit viel Bedacht und Feingefühl erledigt werden sollte. Auf gar keinen Fall darf sie irgendwelche negativen Punkte sowie offene Kritik am Verstorbenen enthalten. Persönliche Animositäten sind hier vollkommen fehl am Platz. Es geht in erster Linie um die Persönlichkeit des Verstorbenen und nicht um sein Verhältnis zu anderen. Selbstverständlich soll jedoch auch nicht gelogen und dem Verstorbenen irgendwelche positiven Eigenschaften angedichtet werden, die er so nie hatte. Stattdessen sollen positive Charaktereigenschaften sowie positiv deutbare Merkmale gesucht und in der Rede in den Vordergrund gestellt werden werden. Auch kleine, heitere Anekdoten sowie typische Aussprüche des Verstorbenen können gerne zitiert werden. Sie vermitteln Authentizität und zaubern vielleicht sogar das eine oder andere Lächeln auf die Gesichter der Trauergemeinde. Neigte der Verstorbene etwa dazu, an seinem Standpunkt festzuhalten und andere öfters vor den Kopf zu stoßen, kann dies zum Beispiel mit „er/sie hatte Ecken und Kanten und verfolgte stets eine gerade Linie“ umschrieben werden. So bleibt man bei der Wahrheit und liefert ein authentisches Bild der Persönlichkeit des Verstorbenen, ohne dabei jedoch negativ oder gar beleidigend zu werden. Fallen lauern jedoch nicht nur bei den eher unangenehmen Charaktereigenschaften des Betrauerten, sondern auch bei den als positiv wahrgenommenen. Gerade Angehörige, die sich verständlicherweise in einer emotionalen Ausnahmesituation befinden, laufen Gefahr, sich im Pathos zu verlieren und die Grabrede angesichts ihrer Trauer und Schmerzen zu gefühlsbetont zu schreiben. Doch auch das ist in einer Grabrede nicht unbedingt angebracht, da diese ja ein Bild des Verstorbenen vermitteln soll und nicht eines der Trauer der Hinterbliebenen. Diese kann gerne in den abschließenden Grußworten ausgedrückt werden.

So schreiben Sie eine einfühl­same Grab­rede

1. Brainstorming
Schreiben Sie in Stichpunkten alles auf, was Ihnen beim Gedanken an den Verstorbenen einfällt. Selbstverständlich sollten positive Eigenschaften im Vordergrund stehen. Jeder Mensch hat jedoch auch unliebsame Eigenschaften und erst diese machen ihn zu einem authentischen Charakter. Versuchen Sie, die nicht so positiven Eigenschaften des Verstorbenen diplomatisch zu umschreiben. Denken Sie darüber hinaus auch daran, wofür sich der Verstorbene zeit seines Lebens engagiert hat, was ihm wichtig war und wofür er sich eingesetzt hat. Notieren Sie typische Aussprüche des Verstorbenen und Begriffe sowie Floskeln, die er gerne verwendet hat.


2. Die Erinnerung an den Verstorbenen
Fangen Sie mit dem Schreiben der Rede an. Sprechen Sie in dieser vom Verstorbenen in der dritten Person. Beginnen Sie die Rede zum Beispiel mit „Liebe Trauergemeinde, wir nehmen heute Abschied von …“. Gehen Sie dann kurz auf Ihre Gefühlslage und Beziehung zum Verstorbenen ein: „Als enger Freund von … hat mich die Nachricht seines Ablebens schmerzlich getroffen.“ Nun können Sie rückblickend auf die Beziehung zwischen Ihnen und dem Verstorbenen ein Bild seiner Persönlichkeit zeichnen: „Bereits in unserer gemeinsamen Schulzeit erwies sich … als überaus zielstrebig und weltoffen. Diese Eigenschaften sollte er auch später in seinem Beruf nutzen.“ Lassen Sie so sein Leben Revue passieren.


3. Der Abschied
Verabschieden Sie sich mit letzten Grußworten vom Verstorbenen: „Lebe wohl, liebe/r … Ich/wir sind dankbar, dich gekannt zu haben und werden dich stets in liebevoller Erinnerung behalten.“
Achten Sie beim Verfassen der Grabrede darauf, dass diese nicht zu lang wird. Im Idealfall sprechen Sie zwei bis drei Minuten. Lesen Sie die Rede daher immer wieder laut vor und stoppen Sie die Zeit mit. Holen Sie sich am besten Feedback zu Länge und Inhalt der Grabrede. So gehen Sie auf Nummer sicher.